Spanien gilt schon seit einigen Jahrzehnten als eines der Top-Reiseziele innerhalb von Europa. Doch Spanien ist noch wesentlich mehr als Sonne, Strand und Meer. Das Land mit seinen äußerst intensiven, landschaftlichen Kontrasten, der Kultur mit einer Mischung aus Tradition und Moderne und auch mit seinem Temperament, verbunden mit einer großen Portion Sinnlichkeit, sagen sehr viel über Land und Leute aus.
Dies spiegelt sich natürlich auch im Lieblingsgetränk der Spanier, dem Wein, wieder. Mit seiner enormen Vielfalt und seiner hohen Qualität, die auch den Wettbewerb auf dem internationalen Weinmarkt nicht scheuen muss, trägt spanischer Wein wesentlich zur Identität der spanischen Volksseele bei. Neben dem Können der Kellermeister ist für den weltweiten Erfolg von spanischem Wein natürlich auch die enorme Vielfalt an Rebsorten verantwortlich.
Insgesamt werden mehr als 250 verschiedene Arten angebaut. Der Anteil an roten und weißen Trauben ist in etwa gleich. Trotzdem hat Spanien noch immer einen Ruf als klassisches Rotweinland. Von allen kultivierten Rebsorten in Spanien spielen aber nur etwa 15 eine erwähnenswerte Rolle.
Airén
Der mit Abstand am häufigsten angebaute spanische Wein ist die weisse Rebsorte Airén. Wenn auch in den letzten Jahren ein relativ starker Rückwärtstrend zu Gunsten anderer Sorten zu verzeichnen ist. Weltweit ist es die am meisten angebaute Traube zur Erzeugung von Weisswein. Der Airén begegnet uns unter verschiedenen Bezeichnungen. In der Weinbauregion La Mancha ist er unter den Namen Valdepeñas oder Manchega bekannt. In Andalusien nennt man ihn auch Lairén oder Aidé.
Aus der Traube werden stark alkoholhaltige Weine von hellgelber Farbe hergestellt, die einen neutralen Charakter haben. Im Verschnitt mit anderen Weinen, wird spanischer Wein der Sorte Airén auch zur Herstellung von Rotweinen benutzt. Das Ergebnis ist in den meisten Fällen ein sehr oxydationsanfälliger Wein von minderer Qualität, obwohl es gerade in den letzten Jahren immer mehr Bemühungen gibt, den Wein – zum Beispiel im Holzfass – zu besseren Qualitäten auszubauen. Bioweine dieser Rebsorte enthalten oftmals auch keine Sulfite mehr. Ein großer Anteil der Trauben wird zur Produktion von Weinbränden verwendet.
Tempranillo
Mit einigem Abstand folgt der Tempranillo. Diese Traube ist die am meisten angebaute rote Rebsorte Spaniens. Der Tempranillo ist eine frühreife Weinsorte, was man auch an seinem Namen erkennen kann. Er stammt von dem spanischen Wort Temprano = früh ab und bedeutet in etwa so viel Frühchen oder Kleiner Früher. Die Herkunft des Tempranillo lag lange Zeit im Reich der Spekulationen. Erst vor einigen Jahren haben genetische Untersuchungen gezeigt, dass der Tempranillo wahrscheinlich spontan aus den Rebsorten Albillo Mayor und Benedicto hervorgegangen ist. Dafür spricht auch, dass erst kürzlich eine wilde, weiße Art des Weins entdeckt wurde.
Spanischer Wein dieser Sorte wird überwiegend zur Herstellung von dunklen, fruchtigen und charakterlich sehr starken Weinen verwendet. Seine Stärke spielt der Tempranillo aber erst nach einem Ausbau in Barrique-Fässern aus. Es entstehen elegante und süße Weine, die durchaus schon als Jungwein getrunken werden können.
Bobal
Den dritten Platz bei spanischem Wein nimmt die rote Rebsorte Bobal ein. Aus ihr gehen sehr muskulöse, erdige und gerbstoffbetonte Weine mit mittlerem bis geringem Alkoholgehalt sowie einer tiefroten Farbe hervor. Aber auch zur Produktion von Roséweinen wird die Traube Bobal relativ häufig eingesetzt. Da der Bobal hauptsächlich zur Herstellung von Massenweinen verwendet wird, ist er oft erstaunlich preiswert. Doch auch auf internationalem Terrain kann sich spanischer Wein aus der Bobal-Traube behaupten. Viele Prämierungen belegen das. Die wichtigsten Anbaugebiete in Spanien sind Albacete, Alicante und Cuenca. Doch auch in Frankreich gibt es einige kleine Bestände.
Garnacha
Auf dem vierten Platz in Spanien und auch zeitgleich auf Platz vier in der gesamten Welt landet die rote Rebsorte Garnacha, welche auch unter anderem unter dem Synonym Grenache bekannt ist. Der Garnacha wird überwiegend im Osten und Norden Spaniens angebaut. Die bekanntesten Weinbauregionen innerhalb dieser Gebiete sind La Mancha, Navarra, Rijoa und Ribera del Duero.
Wein aus der Rebe der Garnacha weist einen geringen Farbstoffgehalt und nur einen sehr geringen Tanningehalt auf. Da der Wein in der Regel unter sehr harten Bedingungen, wie Hitze und Trockenheit gedeiht, entstehen aus ihm sehr konzentrierte Weine, die sehr lange lagerfähig bleiben und die mit dem Alter immer besser werden. Ein weiterer Aspekt ist die große Ausbaufähigkeit des Garnacha. Man kann aus ihm sowohl einen klassischen Roten herstellen, diesen aber auch zu Rosé- beziehungsweise sogar zu Weissweinen ausbauen. Der sehr fruchtige Wein wird in Spanien wegen seines geringen Tanningehalts sehr oft mit dem Tempranillo verschnitten.
Monastrell (Mourvèdre)
Den Mourvèdre trifft man sehr häufig auch unter Bezeichnung Monastrell an, in Spanien fast ausschließlich unter der letzteren Bezeichnung. Die rote Rebsorte gedeiht bevorzugt in den spanischen Regionen um die Mittelmeerküste wie Valencia, Murcia, Alicante und Katalonien. Besonders aus Katalonien stammen die sehr lagerfähigen und weithin bekannten Weine des Monastrell, welche ihr volles Potential erst nach einer längeren Lagerzeit ausspielen können.
Ähnlich wie beim Bobal entstehen aus dem Monastrell sehr charakterstarke, erdige und gerbstoffbetonte Weine. Nachdem spanischer Wein der Sorte Monastrell lange Zeit unterschätzt wurde, haben sich in den letzten Jahren weithin bekannte Kellermeister daran gemacht, besonders Reben aus sehr alten Weinbergen zu fruchtigen, würzigen und leicht erdigen Weingiganten auszubauen. Mit beeindruckenden Ergebnissen.
Pardillo
Der Pardillo wird sehr häufig und fälschlicher Weise mit der Rebsorte Pardina verwechselt. Diese weiße Rebsorte wird überwiegend im Südwesten Spaniens an der Grenze zu Portugal angebaut. Erwähnenswert ist hier das Gebiet von Padajoz. Aber auch die spanischen Weinbauregionen La Mancha, Albacete und Extremadura bringen Weine dieser Sorte hervor. Aus der Traube des Pardillo werden in der Regel sehr einfache Weissweine mit einem geringen Säuregehalt gekeltert.
Dies war jetzt nur ein kleiner Ausflug in die am meisten angebauten Weinsorten in Spanien. Doch spanischer Wein weist noch eine viel größere Artenvielfalt auf. Bei den Weinen darf man auf keinen Fall die Sorten Xarello, Perelada, Treixadura, Macabeo, Pardina oder Cayetana vergessen. Aus diesen Rebsorten geht je nach Anbaugebiet und Jahrgang regelmäßig spanischer Wein von Weltklasse hervor. Zu den besonders zu erwähnenden roten Rebsorten in Spanien zählen zu den oben genannten Cariñena und Rufete. Auch diese sind bekannt, für die aus ihnen beständig hervorgehenden guten Weine.
Am Ende seien noch die beiden ältesten Rebsorten Spaniens, Malvasía und Moscatel, erwähnt. Da diese jedoch im gesamten Mittelmeerraum vorkommen, kann man sie nicht als klassische spanische Weine im eigentlichen Sinne bezeichnen.
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