Mein Wein: so ganz ohne Schnick-Schnack. Einfach gut.

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Jetzt werdet ihr euch sicher fragen, wie ich dazu komme, über den Dornfelder Weißherbst Rosé „Free Run“ (2012er Jahrgang) zu schreiben. „Warum erst jetzt?“ passt da eigentlich schon besser – für mich jedenfalls. Dieser Dornfelder hat mein Herz schon vor einiger Zeit erobert und bereitet mir und meinem Weibe an den schönen Abenden, die wir derzeit in Mainz haben, allerlei angenehme Kurzweil.

Kann der Dornfelder ohne Schnick-Schnack schmecken?

Also die Frage ist jetzt mal gar nicht so unberechtigt. Der Dornfelder – so wie er vor allem früher schon angebaut und ausgebaut wurde – ist ein eher einfacher und schlichter Wein. Das muss allein noch nix heißen, in den meisten Fällen heißt es eben doch was. Der Dornfelder hatte vor allem früher nicht nur keinen Schnick-Schnack sondern auch wenig Struktur und meist auch wenig Körper. „Fade“ würde manch einer urteilen. Das hat sich im Laufe der Jahre gottlob geändert und ich muss sagen, dass ich „den Dornfelder“ irgendwann lieb gewonnen habe. Jedenfalls verirrt er sich eigentlich ziemlich oft in mein Glas.

Und, wie isser denn jetzt so?

Das leuchtende Rot des Dornfelder Weißherbst ist am schönsten und dem roten Murano-Glas gleich, wenn die warme Abendsonne sich ihren Weg durch die Flasche bahnt.Nachdem ich jetzt schon ein ganzes Stück drumherum geredet habe, will ich auch mal auf den Punkt kommen. Der Dornfelder Weißherbst ist – wie Kai Becker es schon auch in seinem Online-Shop ganz richtig beschreibt – erfrischend fruchtig. Darum ist er mir auch in diesen sommerlichen Tagen ein wohliges Labsal. Vollmundig und spritzig versucht er dennoch nicht, die totale Herrschaft über meine Geschmacksnerven zu erlangen und lässt ihnen Raum für eigene Interpretationen. Die Zeit dafür bringt er mir auch mit, steht er doch sehr lange am Gaumen. Seinen weichen Abgang empfinde ich immer wie einen freundlichen Abschied, der mir die Worte „beim nächsten Schluck komme ich wieder – freu dich drauf!“ ins Ohr säuselt. Das ist schön, wenn ich abends der untergehenden Sonne zuschauen kann und mir dabei das, was der Dornfelder mir am Gaumen zurückgelassen hat, noch wirkt und meine Sinne erfreut, während die letzten Sonnenstrahlen mir ihre Wärme auf den Wangen tanzen lassen.

Was mag ich an meinem Dornfelder?

Es sind neben seinen geschmacklichen Reizen vor allem seine Farbe und seine Fruchtaromen: lecker Himbeere bis zum Abwinken. Bitte kauft euch einfach mal ein paar Flascherln im Online-Shop vom Kai Becker und stellt sie ins Sonnenlicht – am besten Nachmittags- oder Abendsonne. Die hat ein besonders warmes Licht.

Wenn dieses warme und kräftige Sonnenlicht durch die Flasche fällt, erstrahlt die ganze Flasche Dornfelder wie eine Lampe aus purem, rotem, italienischem Murano-Glas. Wenn ihr das schon einmal live gesehen habt (ich war letztens auf der Light + Building in Frankfurt und durfte staunen) dann wisst ihr, wovon ich spreche. Ich weiß nicht, ob das Foto hier das so gut wiedergeben kann. Aber bitte: schaut selbst!

Die Intensität der Himbeer-Aromen als Grund mag euch jetzt vielleicht etwas fancy und abgedreht klingen. Ich stehe nun mal total auf Himbeere (nicht nur als Aroma im Wein) und war schon beim ersten Probieren total überrascht sowohl von der Reinheit als auch von Intensität der Himbeer-Aromen.

Auch die Leichtigkeit und Geschwindigkeit mit der sie dem Glas entsteigen und den Weg in meine Nase suchen überraschte mich. Wenn man also Schnick-Schnack mit „unerhörtem Luxus“ übersetzen mag, dann hat der Dornfelder von den Beckers doch welchen. Ich sehe es allerdings nicht so. Für mich ist dies ein auszeichnendes Merkmal großartiger Weine und dafür liebe ich den Dornfelder Weißherbst genau dafür.

Auszeichnungen satt

Meinem Gaumen und meiner Zunge vertraue ich stets und immer. Wenn ich mich durch die Entscheidung einer Jury bestätigt fühle, schadet das nie… im Gegenteil. In diesem Fall hat der Dornfelder Weißherbst schon kräftig abgesahnt.

Berliner Wein Trophy 2013 in silber

Berliner Wein Trophy 2013 in silber

Der Kai hatte es mir zwar schon gesagt, aber ich habe dann auf der Flasche das Siegel auch nochmal gesehen. Über Auszeichnungen kann man nun denken wie man will – wer sie hat darf sich zu recht damit brüsten. Für mich ist das jedenfalls kein Schnick Schnack sondern Musik in den Augen – und später am Gaumen. Seite dem 24. Juni werden auf der Berliner Wein Trophy die diesjährigen edlen Tropfen bewertet.

Silberne Kammerpreismünze der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz

„Jetzt betet er alle Auszeichnungen herunter“ wird jetzt der eine oder andere denken. Das soll mich aber nicht grämen. Die Silberne Kammerpreismünze erhält nicht ein jeder Wein und ich finde, wenn ein Wein prämiert wurde, dann darf man das auch mal sagen.

AWC Vienna SILVER 2013

Auch im fernen Öselland wurde man der Beckerschen Weine gewahr. Die „größte offiziell anerkannte Weinbewertung“ schimpft man sich in Wien und auch in diesem Jahr werden seit dem 24. Mai (bis 23. Mai durften Proben angeliefert werden) wieder Sieger gekürt.

 

Wozu passt denn der Dornfelder?

Auf alle Fälle zu mir. Das ist ja schon mal die halbe Miete, oder? Er passt sehr gut zu Fisch und Geflügel. Mit Wild oder kräftigen Speisen wird er sich nicht anlegen wollen. Muss er auch nicht, denn es gibt ja genügend andere Gelegenheiten, zu denen er brillieren kann. Just am Mittwoch abend haben wir ein Fläschle aufgemacht und den Dornfelder zu einem scharf-würzigen Chili-Brot genommen. Da ist etwas ganz merkwürdiges passiert, was ich überhaupt nicht erwartet hätte.

Nachdem ich bei einem Happen des Chili-Brots mich am würzigen Geschmack des kleinen roten Schoten-Teufels in dem eigentlich recht mächtigen Brot erfreute, nahm ich einen Schluck vom Dornfelder dazu. Anstatt furchtsam an der Seite zu stehen und die Herrschaft von König Chili anzuerkennen, schickte der Weißherbst seine himbeerigen Mannen um die Chili-Festung und eroberte sie im Sturm. Er raubte dem Chili seine Schärfe und ließ ausschließlich die Würze zurück, die sich dann mit der Himbeere zu einem kleinen Siegesfest zusammentat. Das habe ich dann nochmal probiert und war auf’s Neue überrascht, wie leicht sich das reproduzieren ließ. Ich kann es euch nur zur Nachahmung empfehlen. Wermutstropfen: Kai Becker verriet mir kürzlich, dass die Vorräte begrenzt sind, das der Dornfelder weggeht wie warme Semmeln.

Später am Abend machte nochmal ein Jungbullenfilet von Matthias‘ Grill und Gnaden mir seine Aufwartung und auch da erwies sich der rheinhessische Dornfelder als idealer Geselle. Auch die gebrutzelten Auberginen beklagten sich nicht und stimmten mit ein.

In Matthias Garten ist gut Sitzen, dank seines Grills und seiner Kochkünste. Der Dornfelder hat sich hier zu unser aller Erbauung der Flasche entlocken lassen.

Wo kommt der Dornfelder „Free Run“ denn her?

Wenn euch jetzt schon das Wasser im Munde zusammengelaufen ist, dann will ich mich gern schuldig bekennen. Für alle die, die jetzt eventuell auch mal ein Fläschle oder ein Kistchen erwerben möchten, denen gebe ich hier Adresse und Links zum Weingut Becker und zu deren Online-Shop.

Weingut Becker
Dipl.Ing. FH Marco Becker
Dalbergstraße 7
55129 Mainz-Ebersheim
Tel./Fax: 0 61 36 – 4 22 70

Hier die Links:
Website des Weinguts: www.becker-das-weingut.de
Online-Shop der Beckers: www.weinshop-becker.de

Kleinen Tipp: Hinfahren ist immer bisschen schwierig, da man in der Dalbergstraße in Ebersheim nicht so gut parken kann. Online-Bestellen kommt da besser. Aber auf dem Mainzer Weinmarkt und auf dem Johannisfest Mainz und auf vielen anderen Weinfesten kann man am Stand natürlich auch den leckeren Tropfen bei den Beckers erstehen.

Den Sparsamen unter euch werden sich freuen: der Dornfelder Weißherbst ist schon für 5,30 Euro zu haben. Ich finde, dass man mehr bekommt als man auf den Tisch legt. Aber das müsst ihr natürlich selbst herausfinden.

Wieso heißt er „Free Run“?

Gemütlich am Strand: mein Wein ohne Schnick Schnack, der Dornfelder Weißherbst vom Weingut Becker aus Ebersheim lädt ein.Ja, das hab ich den Kai und den Marco dann auch mal gefragt, als ich die beiden kürzlich besucht habe – habe im Hof geparkt 😉 – und dabei die Story erfahren. „Free Run“ ist die wörtliche Übersetzung für „der erste Mostablauf ohne Pressung von der Kelter“ ins Englische. Für die beiden Beckers stand dabei im Vordergrund, einen Wein bewusst schonend herzustellen und natürlich ist der „frei“ ablaufende Most auch von der Sache her ein anderer als der später den Trauben durch Pressen entlockte. Das äußert sich geschmacklich, aber auch das Bewusstsein beim Genießen ist ein anderes. Für mich ist der „Free Run“ etwas , das mir die Natur freiwillig gegeben hat und das ich guten Gewissens genießen darf. Im Einklang mit der Natur fühle ich mich eben sehr wohl. Und den Einklang mit der Natur erlebe ich auch stets frei von jeglichem Schnick-Schnack, den mir Zivilisation und Werbung als wichtig vorgaukeln wollen. Wenn ihr also auch mal allem Unwichtigen entsagen wollt… jetzt wisst ihr wo ihr zum „Free Run“ starten könnt.

So, mehr habe ich für heute nicht zu sagen. Auf bald und bis denne!


Bildnachweis: Titelbild: ©Shutterstock/Plateresca; Strandbild: ©Kai Becker, alle anderen © Schwarzer.de

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