Dass Molwanien, liebevoll auch das „Land des schadhaften Lächelns“ genannt, auf einer Importstatistik des Deutschen Weininstitutes (Statistik 2014/2015 – Übersicht/Table 23) firmieren würde, hätte ich mir zu keiner Zeit vorstellen können. Und doch: Immerhin für eine Million Euro Wein wurde aus Molwanien eingeführt, mengenmäßig entsprach dies 5000 hl, der durchschnittliche Importpreis belief sich auf 165 € pro hl. Vermutlich weist die Statistik einen Fehler auf, denn es wird über eine Importsteigerung (11,7 %) gegenüber dem Vorjahr berichtet, obwohl ein höherer Importwert nicht ausgewiesen wird, aber paradoxerweise eine niedrigere Importmenge und bei einem leicht höheren höherem Durchschnittspreis.
Zwar hat dieses kleinste Land Europas dem anspruchsvollen Touristen viel zu bieten, wobei großartige Landschaften, neoklassizistische Architektur und Jahrhunderte der Hingabe an Kunst und Kultur eher Mangelware darstellen, wie ein geläufiger Reiseführer (jetla travel guide) feststellt.
Die guten Beziehungen Lutenblags (Haupt- und Regierungsstadt) und die Vorlieben der Bewohner für Deutschland mögen etwas mit den guten Weinbeziehungen nach Deutschland zu tun haben, denn die Molwanier essen gerne auswärts, besonders in Frankreich oder Deutschland. Für Eingeweihte, die die Exotik nicht gerade übertreiben mögen, ist dies nicht verwunderlich, denn der „beliebteste heimische Tropfen“ ist der „turpz“, ein mit Eichenharz aromatisierter Weißwein. An diesen Trank muss man sich zuerst gewöhnen, danach mag man allerdings kaum noch darauf zu verzichten, was zum Teil daran liegt, dass „turpz“ Nikotin enthält.
Molwanien: Die bekanntesten Weinkellereien
Woher die Importqualitäten aus Molwanischer Produktion stammen, muss einstweilen noch im Dunkel bleiben, jedenfalls scheint die dort berühmteste Weinlage, Chateau Zodbranjd, nicht in Frage zu kommen, obwohl in der Gegend um Vajana seit alters her Wein angebaut wird. Man erzeugt dort den weltweit einzigen roten Riesling. Der beliebteste Wein der Region ist ein Rotwein aus einer Beerensorte, die nur hier vorkommt, nämlich Sauvignon Sour.
Viele große Weinautoren haben sich bemüht, den Geschmack der Beeren zu beschreiben; die meisten verglichen ihn mit dem von fermentierter Zitronenschale. Die Beere hat eine extrem harte Haut, und viele Jahre verwendete man ausschließlich Gewehrkolben, um sie zu zerquetschen. Der so entstandene Most ist extrem adstringierend und wird mehreren Filterpressungen unterzogen. Das Ergebnis der ersten Pressung wird zu Premium-Cuvees verwendet, das der zweiten zum Gerben von Sattelleder.
Über ein weiteres Weingebiet im zentralen Tiefland von Molwanien wird berichtet, die Weinregion dürfte in der Nähe der Hauptstadt Jzerbo, denn sie führt ihren Namen. Unter den Ecken mit besonderem historischem Charme befinden sich einige der ältesten Slums Europas. Die Weine aus Jzerbo werden als robust geschildert mit Alkoholwerten von 15 bis 18 %.
Es wäre wünschenswert, nähere Informationen um molwanische Weine zu erhalten. Leider meldet auch Google Fehlanzeige, wenn man nach der molwanischen Wirtschaftsvertretung sucht, selbst Konsulate und Botschaften halten sich bedeckt, bzw. eine Adresse ist nicht zu erlangen. Ist Molwanien am Ende in den ukrainisch-russischen Konflikt involviert? Wie kommt das Deutsche Weininstitut eigentlich an seine Informationen? Oder sind valide Daten der Mainzer erst wieder nach Aschermittwoch zu erlangen?
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