Selbst im Kreis von Weinliebhabern begegnete mir häufig ein Achselzucken, wenn ich nach dem Scharzhofberger fragte. Dass es sich dabei um eine der exponiertesten Weissweinlagen der Saar, ja ganz Deutschlands, handeln könnte, war mir zunächst auch selbst nicht klar, zumal ich beinahe an dem Örtchen Wiltingen vorbeigefahren wäre, hätte meine Frau mich nicht auf die extreme Steillage mit direkter Südausrichtung hingewiesen.
Dass ich mehrere Weingüter mit Bezug auf Wiltingen fand, aber keinen Hinweis auf den Scharzhofberger, machte mich ein wenig stutzig. Sollte es sich um ein Phantom handeln? Mehr durch Zufall, ging mir irgendwann ein Prospekt der Bischöflichen Weingüter in Trier zu, mit dem ich wieder auf die Spur des „Scharzhofberger“s gesetzt wurde und spontan bestellte. Beim Nachschlagen in der Weinliteratur kam dann zum Vorschein (Das Weinlexikon von Horst Dippel), dass der Haupteigentümer des ehemaligen Klostergutes ein gewisser Egon Müller ist, dass diese Weine schlicht „Scharhofberger“ genannt werden und zu den bemerkenswertesten Rieslingen Deutschlands gehören. Der Scharzhofberg umfasst 27 ha. 16 ha entfallen auf den Weinberg Egon Müllers.
Schwarzhofberger Winzer Egon Müller
Bei Preisen im fünfstelligen Bereich für die Scharzhofberger-Müller-Weine (siehe: www.weinbilly.de/weinwissen/preisliste-die-teuersten-weine-der-welt) sinkt das Interesse an diesen bemerkenswerten Rieslingen nahe null. Man weiß, dass die Winzerarbeit in den extremen Steillagen ihren Preis haben muss, man weiß aber auch, dass Preise bereits im dreistelligen Bereich überteuert sind, und nur noch einem besonders exklusiven auf Luxuskonsum gepolten Publikum vorbehalten sind. Bei diesen Weinen wird auf Seltenheit und Knappheit gesetzt. Genauso gut könnte man diese zugegeben seltenen Weine auch kontingentieren – aber eine Auswahl nach Höchstpreisen wird natürlich vorgezogen.
Dippel zu den Weinqualitäten: „Leicht, aber mit großer Geschmackfülle, unglaublich differenziert, herb und doch aromatisch und blumig, frisch und doch zufriedenstellend sind die großen Scharzhofberger nahezu vollendete Weine.“
Schwarzhofberger Weine gibt es auch zu bezahlbaren Preisen
Aber auch Hugh Johnson hat etwas dazu zu sagen: „Spitzenlage an der Saar: Ein seltenes Zusammenspiel von Mikroklima, Boden und menschlicher Klugheit bringt Riesling in Vollendung hervor. Spitzenerzeuger: Bischöfliche Weingüter, Egon Müller, von Hövel, Kesselstatt, van Volxem.“
Zum Glück: für Menschen mit normalem Geldbeutel gibt es auch noch die wenigen Grundbesitzer, die ihre Scharzhofberger zu normalen Preisen abgeben, und zum Glück geben diese Weine etwas von dem typischen Charakter der Scharzhofberger Rieslinge wider. Zum Beispiel der Scharzhofberger Spätlese, 2011 oder 2012, die bei den Bischöflichen Weingütern in Trier noch für 12,40 € zu haben sind, bei Spätlese-Preisen noch unterhalb der Spätlese-Schwelle im Rheingau, insbesondere bei der durchaus überteuert zu nennenden Weinen der Hessischen Staatsweingüter.
Zum Vergleich die Müller-Preise für den Scharzhofberger, lt. DER FEINSCHMECKER, GUIDE 2014: Scharzhofberger Riesling 2012 – 25,00 €, Scharzhofberger Riesling Kabinett, 2012 – 45,00 €, Scharzhofberger Riesling Spätlese, 2012 – 90,00 €. Pikanterweise berichtet die gleiche Feinschmecker-Ausgabe auch über die Bischöflichen Weingüter in Trier, gerade auch zu den deutlich günstigeren Preisen des Scharzhofbergers.
Was aber – sollte sich die Verkaufspolitik auch der Bischöflichen Weingütern ändern? Schon finden sich Beerenauslesen und Trockenbeerenauslesen – unglaubliche Weine – nicht mehr auf der Angebotsliste des Scharzhofbergers.