“Alter kommt vor Schönheit“ könnte auch beim Wein gelten. Hier sind es die „Vieilles Vignes“ (alte Reben), die einen ganz besonderen Geschmack bieten und unter Kennern heiß begehrt sind.
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Alte Reben: Alte Rebstöcke der Familie Mayol
Auf vielen Weinflaschen bekannter Weingüter ist von alten Reben die Rede. Diese werden auf dem Etikett als Vieilles Vignes, Old Vines oder Vigne Vecchie bezeichnet und stehen für eine Qualität, die nicht nur gut, sondern ausgezeichnet ist.
Wer sich der Kultivierung alter Reben verschrieben hat, ist zum Beispiel das Weingut Mayol. Die Winzerfamilie Mayol besitzt einige der besten Einzellagen von Mendoza und steht für nachhaltigen und damit umweltschonenden Weinanbau. Die Qualität der Trauben ist hier so gut, dass andere Winzer sogar Trauben abkaufen, um in den Genuss zu kommen.
Die Familie Mayol weiß, dass der Geschmack des Weins auf dem Weinberg entsteht, dass der Weinstock selbst dafür verantwortlich ist und sich später kaum etwas verbessern lässt, was nicht schon von Anfang an da gewesen ist. Die Weine der Winzer stehen für argentinisches Feuer und dieses wiederum wird nach Meinung von Matias Mayol am ehesten durch den Malbec präsentiert, den wir im vinovossum Wein Onlineshop wiederentdeckt haben.
Dieser Rotwein ist besonders fruchtbetont und fein ausbalanciert. Die Familie verzichtet ganz bewusst darauf, einige ihrer besten Weine einzusenden, um sie der Welt zu präsentieren, indem sie internationale Auszeichnungen dafür bekommen. Diese wünschen sie sich von ihren Kunden und von all den Weinliebhabern, die schon jahrelang ihren Wein beim Winzer ihres Vertrauens ordern und sich nach wie vor höchst zufrieden zeigen.
Die Familie Mayol ist mit ihren Weinbergen fest verwurzelt. Einst war es der Großvater von Matias, der von Spanien nach Argentinien kam und hier die ersten Weinstöcke pflanzte. Sein Sohn, also Matias‘ Vater, war Architekt und schuf sich damit die nötigen finanziellen Rücklagen, um die begehrten Einzellagen von Mendoza kaufen zu können.
Matias wurde mit dem Wein groß, lernte von Anfang an den schonenden Umgang mit der Natur und setzt heute auf alte Reben, mit denen der kleine Familienbetrieb, in dem gerade einmal sieben Menschen arbeiten, vorangebracht werden kann. Dafür studierte er Önologie in Kalifornien und perfektioniert nun Tag für Tag Theorie und Praxis.
Alte Reben für mehr Geschmack
Es scheint unglaublich: Wenn mindestens 30-jährige Rebstöcke beliebter sind als junge Stöcke, die doch in voller Kraft stehen und sich in alle Himmelsrichtungen strecken, müsste doch davon ausgegangen werden, dass diese Rebstöcke alle Aufmerksamkeit der Welt bekommen. Doch erfahrene Winzer setzen auf alte Reben, denn sie wissen, dass diese für den besten Wein stehen, der hergestellt werden kann.
Eine Weinrebe braucht ungefähr drei bis fünf Jahre, dann entwickelt sie Trauben, aus denen Wein hergestellt werden kann. Die Rebstöcke wachsen in diesem Zeitraum, sie durchleben praktisch ihre Kindheit. Dies ist ungefähr bis zum Alter von acht Jahren der Fall, solange benötigen sie zur Ausbildung eines Stamms und zum festen Verwurzeln im Boden.
Doch alte Reben haben etwas, das junge Rebstöcke nicht aufweisen können: Sie sind sehr komplex, allerdings auch schwerer zugänglich. Alte Reben schmecken weniger frisch, doch genau das ist es, was Weinkenner suchen. Sie wollen keine jugendliche Rebe, welche doch bis zum 15. Lebensjahr noch in den Kinderschuhen steckt und die noch keine so intensiven, feinen und ausbalancierten Nuancen aufweisen kann.
Wann sind Reben alte Reben?
Es gibt keine wirkliche Definition dafür, was alte Reben sind. Sie werden als Vieilles Vignes oder als Old Vines bezeichnet, wenn sie wenigstens 30 Jahre alt sind. In fast allen Weinregionen der Welt gibt es Rebstöcke, die 100 Jahre oder sogar noch älter sind. Dabei können einige davon durchaus ihr maximales Lebensalter erreicht haben und bringen kaum noch Trauben hervor.
Wie auch beim Menschen gibt es unterschiedliche Lebensalter bei Weinen und alte Reben überraschen selbst erfahrene Winzer mit ihrem Durchhaltevermögen und ihrem Lebenswillen. Natürlich liegt es auch an der Sorte, ob ein Weinstock ausdauernder wächst oder ob er früher abstirbt bzw. nicht mehr rentabel ist.
Welche Unterschiede gibt es zwischen alten und jungen Reben?
Junge und alte Reben unterscheiden sich nicht nur in der bloßen Zahl ihrer Lebensjahre. Je älter der Weinstock ist, desto tiefer ist er verwurzelt und aus desto tieferen Erdschichten bezieht er seine Nährstoffe. Ihm stehen damit andere Nähr- und Mineralstoffe zur Verfügung als Reben, die noch oberflächlich verwurzelt sind. Außerdem stehen alten Reben auch dann noch (wenn auch geringe) Wassermengen zur Verfügung, wenn es lange Zeit nicht regnet und das Oberflächenwasser gänzlich verschwunden ist.
Das tiefe Verwurzeln wiederum hat zur Folge, dass das Verhältnis von Zucker und Säure ausgeglichener ist und dass alte Reben deutlich aromatischer sind. Wer nun meint, dass alte Reben wenig produktiv sein müssen, irrt gewaltig, wobei es nicht auf die Menge ankommt.
Denn: Ab dem 20. Lebensjahr nimmt die Anzahl an Trauben, die pro Weinstock wachsen, deutlich ab. Doch die Qualität der wenigen noch verbleibenden Trauben ist um ein Vielfaches höher!
Der Weinstock selbst wächst nur noch wenig, er produziert kaum noch Blätter und Trauben. Früher einmal wäre er spätestens im Alter von 40 Jahren ersetzt worden, einst gab man einem Weinstock nur 25 bis maximal 30 Jahre.
Bei jungen Weinstöcken wird eine grüne Lese durchgeführt, damit sich der Ertrag reduziert. Die uralten Weinstöcke aber, die teilweise an die 100 Jahre alt sind, sorgen selbst dafür, dass sie nur noch so viel Trauben produzieren, wie sie auch reif bekommen.
Kenner wissen, dass Weinreben sogar bis 300 Jahre alt werden können, doch wirklich rentabel sind sie nur bis zum 50. Lebensjahr. Dies gilt auch nur dann, wenn keine Krankheiten aufgetreten sind.
Die Vorzüge alter Reben summieren sich denn auch:
- aromatischer und intensiver im Geschmack
- widerstandsfähiger gegen Krankheiten und Dürreperioden
- tiefer verwurzelt
- ausgeglichenes Verhältnis von Zucker und Säure
- fein ausbalanciert
Woher kommen alte Reben und Weine?
Wenn auf dem Etikett von „Vigne Vecchie“ die Rede ist, stammt der Wein aus Italien. Alte Reben gibt es hierzulande kaum, denn die Reblauskrise im 19. und 20. Jahrhundert sorgte dafür, dass hiesige Weinregionen verjüngt wurden. Die Weinstöcke in Europa wurden flächendeckend zerstört und es gibt nur noch wenige, die gut 100 Jahre alt sind.
In den Pyrenäen in Saint Mont etwa oder auch in Slowenien finden sich noch alte Reben, die sich durch die Reblauskrise gerettet haben und uns nun mit herrlichen Weinen erfreuen. Genannt werden muss hier unbedingt Châteuneuf du Pâpe, eine Zusammenstellung aus verschiedenen Rebstöcken, die mindestens 60 Jahre alt sind.
So wie dieser Wein verdanken auch andere große Namen ihre Qualität nur dem Vorhandensein alter Reben, die mindestens 50 Jahre alt sind. Das Château Haut Bailly in Frankreich (Pessac Léognan) besitzt sogar alte Reben, die rund 100 Jahre, teilweise sogar noch älter sind.
Neben Frankreich sind es auch die Old Vines aus Australien (Barossa Valley), die Rebstöcke besitzen, die bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts gepflanzt worden waren.
Tipp: Der Vermerk auf dem Etikett steht selten für derart alte Reben. Vielmehr wird hier auf Vieilles Vignes hingewiesen, die lediglich 40 Jahre alt sind.
Der Begriff ist nicht eindeutig definiert und es gibt auch keine gesetzlichen Festlegungen, die besagen, wann alte Reben als solche zu bezeichnen sind. Es liegt daher in der Hand der Winzer, wie sie das Alter auslegen und bezeichnen und ob sie auf dem Etikett vermerken, wie alt die Reben wirklich sind.
Bordeaux hat dafür eine Regelung gefunden und so werden die älteren Rebstöcke für die Grand Crus verwendet, aus den jüngeren Reben entsteht der Zweitwein. Dieser ist ebenfalls gut und wird von Kennern geschätzt, doch der Geschmack der älteren Weinstöcke übertrifft selbst sehr gute Zweitweine um Längen.
Alt schlägt jung: zumindest im Weinglas…
Die Reben sind mit Menschen vergleichbar, was das Altern angeht. Sie durchlaufen ihre Kinder- und Jugendzeit und sind am produktivsten, wenn sie als „junge Erwachsene“ gelten. Selbst im Alter gilt dieser Vergleich, denn alte Reben mögen zwar ebenso wie alte Menschen weniger produktiv sein. Sie stehen aber voll im Leben, haben eine unendliche Lebenserfahrung (sind tief verwurzelt) und haben ihre Eigenschaften manifestiert.
Alte Reben sind weniger leicht zugänglich, die Aromen erschließen sich nicht so einfach. Auch alte Menschen öffnen sich nicht sofort, oft benötigen sie ein wenig Zeit zum Kennenlernen.
So ähnlich sehen es die Winzer der Welt auch, die einen Wein gut finden, wenn er aus alten Reben hergestellt wurde.
Allerdings sind alte Reben nicht automatisch ein Garant für einen hervorragenden Wein, es ist keine feste Regel, dass alte Trauben zu Bestweinen führen. Nicht alle Rebstöcke sind dafür geeignet, wirklich so alt und dann auch noch genutzt zu werden.
Vielleicht stehen sie auch auf Böden oder in einem Klima, in dem sie schneller altern und das für das Altwerden nicht geeignet ist. Die Weinregionen der Welt unterscheiden sich nun einmal und nicht alle Regionen sind für alle Weinsorten gut.
Es bedarf außerdem eines erfahrenen Winzers, der jede Regel zur Herstellung guter Weine kennt und den Verifizierungsprozess der Trauben fachkundig begleitet. Sicher, alte Trauben sind aromatischer, doch auch aus alten Reben lassen sich Weine produzieren, die nicht einmal ein Nicht-Kenner gut findet.
Der Weinbauer ist ein Handwerker, der zu 100 Prozent wissen muss, was er tut. Er ist aber auch Künstler und Gourmet in einer Person und gibt seinem Wein eine persönliche Note. Gleiche Weinsorten verschiedener Winzer schmecken verschieden und doch gilt die Regel: Alte Reben sorgen für die besten Voraussetzungen, um hochklassige Weine zu produzieren! Geschmack ist das, was der Weinbauer aus den Trauben macht.