Können Diabetiker Alkohol trinken? Diese Frage stellen sich viele Erkrankte, gibt es doch immer wieder kontroverse Aussagen zu diesem Thema. Einige Alkoholika sind tatsächlich nicht empfehlenswert und sollten gemieden werden.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Diabetes und Alkohol: Unterzuckerungen vorbeugen
Erwachsene sollten täglich eineinhalb bis zwei Liter trinken. Besonders Mineralwasser und ungesüßte Kräutertees sind als Durstlöscher geeignet. Doch ist nicht auch ab und zu ein Gläschen Wein oder Bier drin? Immerhin gilt Alkohol hierzulande als anerkanntes Genussmittel und ist weit verbreitet. Ein schöner Abend geht daher häufig mit einem Glas Wein, Bier, Likör oder etwas Hochprozentigem einher. Alkohol und Diabetes vertragen sich auch, wenn einige Dinge beachtet werden.
Außerdem sollte in der Apotheke nach günstigen Produkten für Diabetiker gefragt werden: Womit lässt sich auch zwischendurch schnell der Blutzuckerspiegel messen? Welche Hilfsmittel gibt es, um einen wunderbaren Abend nicht in einer Diabetes-Katastrophe enden zu lassen? Der Apotheker vor Ort weiß ebenso Rat wie der behandelnde Arzt. Selbst online ist die Auskunft durch einen erfahrenen Apotheker möglich.
Für Diabetiker nicht empfehlenswert
Dies gilt für die folgenden Situationen:
- Schwangerschaft und Stillzeit
- Erkrankung von Leber oder Bauchspeicheldrüse
- Vorliegen eines gestörten Fettwechsels
- vorhandene Nervenschädigung durch Diabetes
- erhöhte Neigung zur Unterzuckerung
Diabetiker haben einen gestörten Stoffwechsel und einen zu hohen Blutzucker infolge des fehlenden Insulins. Dennoch kann es auch zu einer Unterzuckerung kommen, wenn zu wenig Glukose im Blut vorhanden ist. Dieses Phänomen tritt bei längeren Zeiten ohne Nahrungsaufnahme oder bei einer bereits eingeleiteten Diabetesbehandlung auf.
Wird beispielsweise Insulin gespritzt und dann nichts gegessen, wird der Blutzucker durch das Hormon aktiv gesenkt. Ohne Nahrungsaufnahme kann jedoch kein Zucker verwertet werden, es kommt zur sogenannten Hypoglykämie. Alkohol senkt den Blutzuckerspiegel ebenfalls.
Dabei wird bei einem gemütlichen Beisammensein gern ein Gläschen getrunken, aber nichts gegessen. Schon in kleinen Mengen kann der so aufgenommene Alkohol gefährlich sein, die Zuckerfreisetzung ist bereits ab einem Blutalkoholspiegel von 0,45 Promille gestört.
Nur wenig Alkohol pro Tag
Frauen, die an Diabetes erkrankt sind, sollten täglich nicht mehr als 10 Gramm Alkohol trinken. Bei trockenem Wein macht das ungefähr 125 ml aus, von Bier könnten für dieses Maß 250 ml getrunken werden. Für Männer sieht die Empfehlung die jeweils doppelte Menge vor.
Diese Mengen beziehen sich zwar auf einen Tag, dennoch sollte Alkohol natürlich nicht täglich getrunken werden. Mediziner empfehlen, pro Woche wenigstens zwei Abstinenztage einzulegen, um den Gewöhnungseffekt zu vermeiden. Dieser bewirkt, dass der Appetit auf Alkohol größer wird, was zu höheren Trinkmengen führt.
Wichtig: Alkohol enthält jede Menge Kalorien und genau die können sich bei Diabetes Typ 2 besonders schädlich auswirken. Sie lagern sich in Form von Fett auf den Hüften an, die Gewichtszunahme sollte jedoch unbedingt vermieden werden. Gerade das Übergewicht ist schließlich ein wichtiger Risikofaktor, der bei entsprechender genetischer Disposition Diabetes Typ 2 überhaupt erst auslösen kann. Das Problem: Alkohol stört den Fettstoffwechsel und erschwert den Fettabbau.
Er sorgt also nicht nur dafür, dass sich schneller Gewicht anlagert, sondern auch, dass ein Übergewicht schwerer abgebaut werden kann. Diabetiker sollten daher stets vorsichtig im Umgang mit Alkohol sein.
Unterschiedliche Wirkung von Alkohol möglich
Von vielen Menschen wird gesagt, dass sie „etwas vertragen“. Damit ist gemeint, dass sie mehr Alkohol trinken können, ehe sie erste Anzeichen einer Trunkenheit zeigen. Doch viele Diabetiker vertragen eben nicht viel, weil der Alkohol Einfluss auf den Blutzuckerspiegel hat.
Vor allem nächtliche Unterzuckerungen treten häufig auf und können sogar gefährlich werden. Der Grund dafür ist, dass der Alkohol die Zuckerneubildung in der Leber hemmt.
Schwankungen im Blutzuckerspiegel sowie Unterzuckerungen können sogar noch bis zu 30 Stunden nach dem Alkoholgenuss auftreten.
Wie schnell die Auswirkungen tatsächlich spürbar werden, hängt unter anderem von persönlichen Gesundheitszustand, von der Tagesform und auch von der Art des Alkohols ab.
Je hochprozentiger dieser ist oder je mehr getrunken wurde, desto stärker ist die Wirkung. Das wiederum erhöht die Gefahr der plötzlichen Blutzuckerabsenkung enorm.
Ein weiteres Phänomen, das durch Alkohol ausgelöst wird: Die Entleerung des Magens wird verzögert. Das heißt, dass zwar kohlenhydratreiche Lebensmittel, die der Unterzuckerung entgegenwirken sollen, gegessen werden können, dass diese aber im Magen nicht verdaut werden und so für den Körper nicht zur Verwertung bereitstehen.
Anpassung der Insulindosis erforderlich?
Erfordert der Genuss von Alkohol eine Anpassung der Insulindosis? Diese Frage war bereits mehrfach die Ausgangsfrage für verschiedene Studien. Bei diesen kam ganz klar heraus, dass Diabetiker, die statt Wasser Wein tranken, in den nächsten 24 Stunden einen niedrigeren Blutzuckerspiegel aufwiesen. Bei einer anderen Studie erhielten die Teilnehmer zwischen 16 und 80 Gramm Alkohol und es traten keine Unterzuckerungen auf.
Was also ist nun richtig? Experten sind der Ansicht, dass die Studie, bei der es keine Auswirkungen des Alkoholgenusses auf den Blutzuckerwert gab, deshalb solche Ergebnisse lieferte, weil zu den Alkoholgaben Mahlzeiten eingenommen wurden.
Bei gleichzeitiger Aufnahme von kohlenhydratreicher Nahrung sollte daher keine Anpassung der Insulindosis nötig sein.
Wichtig zu wissen: Die Gabe von Glukagon helft nur bedingt, denn der Alkohol sorgt nicht nur dafür, dass die vorhandene Glukose im Körper nicht freigesetzt werden kann. Er verhindert zudem, dass das gegebene Glukagon verwertet wird.
Somit steht dem Körper trotz Glukagongabe nicht ausreichend Zucker zur Verfügung, die Folgen einer Unterzuckerung (Schwindel, Zittern, Benommenheit etc.) können dennoch auftreten
Die besten Tipps: Diabetes und Alkohol miteinander vereinbaren
Kein Diabetiker muss gleich abstinent sein, gleichwohl sollte er stets darauf achten, nicht zu tief ins Glas zu schauen. Doch unter Einhaltung einiger Vorsichtsmaßnahmen ist der sichere Genuss von Wein, Bier und Co. durchaus möglich. Viele Betroffene fragen sich aber darüber hinaus: Muss bei einem geplanten Alkoholgenuss die Insulingabe angepasst werden? Oder sollte mehr gegessen werden, um einem möglichen Abfall des Blutzuckerspiegels vorzubeugen?
5 Tipps für Diabetiker
Die folgenden Tipps geben Betroffenen einen Leitfaden an die Hand, mit dem sich Diabetes und Alkohol vereinbaren lassen:
Kohlenhydrate essen
Wer zuckerkrank ist und Alkohol trinken möchte, sollte unbedingt direkt vorher Kohlenhydrate essen.
Ärzte empfehlen zudem, lieber einen erhöhten Blutzuckerspiegel in Kauf zu nehmen als eine Unterzuckerung zu riskieren.
Nicht trinken bei gesundheitlichen Beeinträchtigungen
Diabetes ist eine Erkrankung, die mit den Mitteln der modernen Medizin gut in den Griff zu bekommen ist.
Allerdings sind dennoch Folgeerkrankungen möglich. Eine Beeinträchtigung der Leberfunktion, der Nieren oder des Herz-Kreislauf-Systems ist möglich.
Alkohol würde diese Beeinträchtigungen noch verstärken. Daher ist in solchen Fällen der Verzicht auf das Genussmittel angeraten.
Blutzucker vor dem Schlafengehen messen
Vor dem Schlafengehen sollte unbedingt der Blutzuckerspiegel gemessen werden. Die Werte werden bestenfalls notiert, sodass auf diese bei einem Notfall zurückgegriffen werden kann. Auch die Menge des getrunkenen Alkohols sollte, wenn möglich, notiert werden.
Zu viel Bewegung vermeiden
Es klingt paradox, denn eigentlich ist Bewegung doch gesund! Doch vielmehr gilt für Diabetiker, die Alkohol trinken, dass sie sich weniger bewegen sollten. Bewegung verbraucht einen Teil der in der Leber befindlichen Zuckerreserven. Damit werden die Blutzuckerwerte auf natürliche Art und Weise gesenkt. Die Unterzuckerungsgefahr steigt rasant an, wenn dann Alkohol getrunken wird.
Nicht zu häufig trinken
Wie bereits erwähnt wurde, liefert Alkohol je nach Art jede Menge Kalorien. Außerdem stört er den Fettstoffwechsel und sorgt dafür, dass sich mehr und mehr Fett auf den Hüften anlagert. Die Gewichtszunahme ist kontraproduktiv, sorgt sie doch für ein höheres Risiko für die Entwicklung von Diabetes Typ 2 sowie für eine negative Beeinflussung der Gesundheit von bereits Erkrankten.