Der Wein spielt in der Literatur und der Dichtung schon seit langer Zeit eine Rolle. Erste belegte Erwähnungen gab es bereits in der Zeit der griechischen Antike. Hier brachte der Gott Dynonisos den Menschen den Wein. Der Legende nach besuchte er das Haus des Bauern Ikarios und brachte diesem einen Schlauch Wein mit. Später unterwies er diesen in der Kunst des Weinbaus.
Auch in dem griechischem Heldenepos Odyssee fand der Wein Erwähnung. Der Held Odysseus und seine Gefährten wurden vom dem einäugigen Zyklopen Polyphem gefangen gehalten. Odysseus machte diesen mit jungem Wein betrunken, stach ihm das eine Auge aus und entkam daraufhin mit seiner Mannschaft.
Auch in der Bibel ist der Wein mehrfach erwähnt. Dort gab Gott selbst den Menschen nach der Sintflut den Wein. Auch Noah betätigte sich als Weinbauer. Bei den Gebrüdern Grimm brachte das Rotkäppchen seiner Großmutter Kuchen und Wein.
Bereits in der griechischen Antike im 6. Jahrhundert vor Christus entwickelte sich die Literaturgattung der Anakreontik, benannt nach dem Dichter Anakreon. Diese spezielle Form der Dichtung beschäftigt sich überwiegend mit den Themen lustige Weinsprüche, Geselligkeit und Freundschaft.
Nach Europa gelangte diese Form der Dichtung im 18.Jahrhundert in der Zeit des Rokoko. Im Jahr 1733 übersetzte der Dichter Johann Christoph Gottsched die antiken, griechischen Texte in die deutsche Sprache, wobei es ihm gelang, die alte Dichtung an das in Europa übliche Versmaß anzupassen. Im Jahr 1743 gab Christian Nicolaus Naumann seine “Scherzhaften Lieder nach dem Muster des Anakreon, herausgegeben von einem Bauzne” heraus. Leider konnte er die Literaturform der Anakreontik nicht in Deutschland etablieren. Dem einen oder anderen Liebhaber guter Weine wird Wein und Literatur bereits auf einem Weinseminar begegnet sein.
Dies gelang ein Jahr später Johann Wilhelm Ludwig Gleim mit seinem “Versuch in scherzhaften Liedern”. Ihm folgten noch weitere Dichter und legten damit die Grundlagen für die Anakreontik in Deutschland. Auch namhafte Dichter wie Goethe, Gotthold Ephraim Lessing und Friedrich Schiller beschäftigten sich, zum Teil auch nur zeitweise, mit der anakreontischen Dichtung. Auf diese Weise haben sich lustige Weinsprüche bis in unsere moderne Zeit erhalten und werden in vielen Regionen Deutschlands mit viel Liebe gepflegt.
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