Die Welt des Weins ist groß und bunt. Zwischen tausenden von Rebsorten und ihren Verschnitten kann der Weinfreund wählen. Und da gibt es auch noch die diversen Regionen mit ihren unterschiedlichen Böden, die alle ihre Spezialitäten hervorbringen. Die jeweils prägenden Jahrgänge sollen auch nicht vergessen werden.
Es lohnt sich aber auch zu bedenken, welche großartigen Weine in der Historie entstanden sind – und es ist eine interessante Fragestellung, diesen historischen Berühmtheiten nachzugehen, und zu überprüfen, was von der antiken Weinherrlichkeit geblieben ist. Ein einigen Fällen ist dies – jedenfalls hinsichtlich des geschichtlich verbürgten Standortes von Weinbergen – tatsächlich möglich – und es beinhaltet eine erfreuliche Erfahrung.
Im gelobten Land: die Quelle des Böckleins im Negev
Zu den ältesten bekannten und berühmten Gewächsen gehören die Weine von En-Gedi. Die Oase, übersetzt „Quelle des Böckleins“, im Negev, in der Nähe des Toten Meeres gelegen, wurde schon zu Zeiten des Königs Saul erwähnt, und war Ursprung für überaus geschätzten Wein. Die Weinstöcke sollen aus Zypern importiert worden sein, und ihre Trauben, „vor allen anderen an Güte und Lieblichkeit übertroffen“ haben, so weiß es außer der Bibel die „Historische und Geographische Beschreibung von Palästina, Band II“.
Bei den Griechen: Chier und Lesbier
Um dem Weg der Rebkultur zu folgen, müssen auch griechische Weine angeführt werden, deren berühmteste der Chier und der Lesbier waren. Sie lassen sich hinsichtlich ihrer Geographie derzeit lediglich auf die nach der Erzeugung genannten Orte, auf den Inseln Chios und Lesbos – beide in der nördlichen Ägäis gelegen – lokalisieren.
Falerner und Cäcuber der Römer
Genaueres erfahren wir von den Römern. Die berühmtesten Weine der römischen Kaiserzeit waren der Falerner und der Cäcuber. Der berühmteste Wein der Antike, der Falerner, wurde als „unsterblich“ bezeichnet. Dieser Weisswein stand in dem Ruf, höchst aromatisch und alkoholstark zu sein. Schon ein Hauch davon sollte Trunkenheit verursachen können. Stark gereifte Trauben und Rosinen wurden zusätzlich vergoren. Was die antiken Weinfreunde noch nicht wussten: durch Vergärung war maximal ein Alkoholgehalt von annähernd 16 % zu erreichen.
Schon Plinius und Horaz schätzten den Falerner
Der Falerner hatte seinen Namen vom „Ager Falernus“ (Acker, Feld, Boden des Falernus – Eigenname einer Person oder eines Flusses), bekannt auch durch eine Feldschlacht zwischen Römern und Karthagern. Zwischen den Hügeln bei Sinuessa und Casilinum, im südlichen Latium, an der Via Appia, soll er gewachsen sein. Er durfte nicht vor dem 10. und nach dem 20. Jahr getrunken werden. Plinius (Gelehrter und Agrarschriftsteller, starb während eines Ausbruchs des Vesuvs) und Horaz (Dichter und Philosoph) waren seine eifrigsten Befürworter. Vor allem aber Julius Cäsar hat den Falerner berühmt und populär gemacht, als er seine Siegesfeier allein mit dieser Sorte auszeichnete.
Mit der Berühmtheit stieg auch sein Preis, und bald er so teuer, dass ihn nur noch Begüterte – im wahrsten Sinne des Wortes Besitzer von Landgütern – kaufen konnten. Ein wenig gehen die Meinungen der historischen Autoren auseinander, manche dichten dem Falerner auch eine rote Farbe an.
Kaiser Nero: Dolchstoß für den Cäcuber
Mit Sicherheit war aber der Cäcuber ein Rotwein. Er wuchs am Golf von Gaeta, nahe der Stadt Terracina. Auch er war ein sogenannter „schwerer“, also alkoholreicher Wein, wie dieser Bestandteil überwiegend geschätzt war. Wie der Falerner, so zog auch der Cäcuber sein Feuer aus der „terra pulla“, einem lockeren Boden aus Vulkantuff. Unter Kaiser Nero kam das Aus für den Cäcuber, als dieser einen Kanal nach Ostia graben ließ.
Das Revival: Aglianico, Piedirossi und Falanghina
Um so erstaunlicher ist, dass es zum Ende des 20. Jahrhunderts zu einem „reviviscere“ kam, einem Wiedererstehen der ehemals weltberühmten Weine. Zum großen Teil dies das Verdienst der Familie Maria Ida und Salvatore Avallone. Der Vater von Salvatore, Dr. Francesco Avallone beschäftigte sich seit der 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit der Genetik der berühmten Weine der Campagnia und interessierte für seine Studien namhafte Wissenschaftler der Önologie. In den 80er Jahren war man sicher, die Reben der großen Vergangenheit wiedergefunden bzw. zurückgezüchtet zu haben. In Rede stehen die Rebsorten Aglianico und Piedirossi für Rotwein und Falanghina für Weisswein.
Die Familie Avallone
Inzwischen haben die Avallones bereits das dritte Weingut eröffnet, so erfolgreich sind sie. Trotzdem bieten sie ihre – vielleicht nicht kaiserlichen – aber vorzüglichen, aromatischen Rot- und Weissweine zu moderaten Preisen an. Außerdem stehen Gästezimmer zur Verfügung, natürlich mit ausführlicher Gutsbesichtigung, und der Möglichkeit zu einem Praktikum.
In Deutschland werden angeboten:
- 2009er Falerno del Massico rosso, 13,5 % Vol. – 9,90 €
- 2013er Falerno del Massico bianco, 13 % Vol, – 9,25 €
- 2010er Cecubo Roccamonfina IGT, 13,5 % Vol. – 12,99 €.
Die Villa Matilde gilt dem Weinpapst Hugh Johnson übrigens als „Spitzenweingut in Kampanien“ und er zeichnet sie von vornherein mit drei Sternen aus. Für die Annahme hoher Qualität – ich selbst habe leider seit Jahren keinen Tropfen aus der Villa Mathilde verkosten können – sprechen auch die Auszeichnungen: etwa 2012 mit einer Goldmedaille beim Concorso Enologico für den Falerno Massico bianco des Jahres 2008 und einer Silbermedaille bei der VitignoItalia 2014 für einen Falerno del Massico rosso 2007.
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