Die Geschichte der Gefäßverschlüsse beim Wein ist so umfänglich wie interessant. Schon in der Antike wurde Wein jahre- und jahrzehntelang aufbewahrt, allerdings in großen Lagergefäßen, aus denen jeweils der tägliche oder feiertägliche Bedarf in Kannen und Bechern geschöpft wurde. Einzelne Flaschen zur Aufbewahrung in kleineren Ton- oder Glasgefäße bildeten seltene Ausnahmen für die, die es sich leisten konnten. Freilich wurden dazumal auch Korkpfropfen, aber auch solche aus Holz, Wachs oder Metall verwandt.
Für die alte Zeit, das Mittelalter und die frühe Neuzeit wären Gebinde in Weinflaschen völlig unökonomisch gewesen und man kannte sie eher vom Apotheker. In Frankreich war bis 1728 sogar der Transport in Weinflaschen verboten. Dementsprechend sind auch antike Funde solcher Gefäße selten. Eine einzelne antike Weinflasche (ca. 300 n. Chr.) ist im Weinmuseum in Speyer zu sehen.
Flaschenkorken: Naturkorken und Kunststoff-Verschlüsse
Die Stunde des Korkpfropfens schlug mit der „Erfindung“ des Champagners im frühen 18. Jahrhundert. Jetzt erforderte die Produktionsmethode den Umgang mit dem Naturkorken – und sein Gebrauch, auch für Stillweine, begann sich langsam durchzusetzen. Bald auch kamen die ersten Geräte – um nicht zu sagen Maschinen – im Umlauf, die den kniffeligen Vorgang des Verkorkens erleichterten. Gleichzeitig kam auch der erste Korkenzieher in Gebrauch.
Naturkorken: teure Verschlüsse aus Spanien
So ein Korken verteuerte die Abfüllung ungemein, die deutschen Winzer mussten die Verschlüsse teuer in Spanien einkaufen und deshalb erfreute sich die Literflasche auch noch lange der Gunst der Kunden. Auch dass relativ kurze Korken benutzt wurden, war eine Frage der Ökonomie. Der kurze Pfropfen wurde allerdings rasch undicht und kam für längere Lagerfristen nicht in Frage. Noch heute geht man davon aus, dass ein Naturkorken alle 20 bis 25 Jahre ersetzt werden muss.
Verschluss der Weinflasche mit Korken und Siegellack
So viel Zeit benötigten manche Korkverschlüsse längst nicht, um zu erweisen, dass sie von der Korkmotte befallen waren, was durch einen unangenehm muffigen Geruch und Geschmack, den gesamten Wein „vergiftete“. Freilich konnte eine Erfahrung bestätigt werden. Winzer, die ihren hochwertigen Wein auf die Flasche füllen wollten, konnte auch eine ausgelesene Korkqualität erwerben, die so gut wie frei vom Befall der Korkmotte waren, solche Winzer überzogen den Flaschenhals außerdem noch mit Siegellack, damit auch im Keller kein Unglück passieren konnte.
Vom Gout de Bouchon, Korkschmecker, Stoppler und Zapfen
So schmerzlich eine solche Entdeckung eines Korktons (auch Korkgeschmack, Korkschmecker, Kork oder Stoppler (Österreich) oder Zapfen (Schweiz) genannt; Geruchs- und Geschmacksfehler von Wein) bei einem kostbaren Wein ausfiel, so unangenehm war der Vorfall, wenn im Restaurant ein „Gout de Bouchon“ geltend gemacht wurde. Eine Variation des Weinkorkens stellte die teilweise Verwendung von Presskorken dar, bei dem auf die Unterseite der Flasche eine schmale Scheibe Naturkork aufgeklebt wurde. Sie stellte allerdings keinen wesentlichen Preisvorteil dar.
Kunststoffkorken: nur noch begrenzte Lagerfähigkeit
Dass früher oder später die chemische Industrie den Kunststoffkorken entwickeln würde, lag auf der Hand. Allerdings war das treibende Motiv die Kostenersparnis bei Verwendung von Kunststoffkorken. Die Weinleute waren jedoch nicht eindeutig zufrieden mit den Ergebnissen. Zwar ließ sich der Kunststoffkorken problemlos mit dem Korkenzieher öffnen, auch ein kleines „Plopp“ war dabei – aber auch ein Misstrauen wegen einer Geschmacksbeeinträchtigung durch die verarbeiteten chemischen Substanzen. In der Langzeitbeobachtung kam dazu, dass die Lagerfähigkeit des Weins bei Korken aus Kunststoff nur begrenzt ist, weil eine gewisse Materialermüdung bei den Kunststoffkorken in Spiel ist.
Glasverschluss und Schraubverschluss: des Weinliebhabers Pest
Deshalb erschien die Alternative im Glasverschluss zu bestehen. Es zeigte sich allerdings, dass beim Glasverschluss ähnliche Probleme auftauchten wie bei Kunststoffkorken, denn vor dem Glas dichtet ein Silikonring die Flasche ab, und diese Substanz wird ebenfalls kritisch gesehen. So erscheint die vorläufig letzte Neuerung – der Schraubverschluss – als ideale Lösung, vor allem, weil die Weinflaschen nicht mehr liegend gelagert werden müssen. Die Protagonisten des Schraubverschlusses berufen sich auf bereits 30 Jahre positive Erfahrung in Übersee, soll heißen: den USA.
Kronkorken: ein No Go für Professionnels
Ganz offensichtlich konnte der Kronenkorken (oder auch Kronkorken) sich zu keiner Zeit durchsetzen. Er war so schnell verschwunden, wie er gekommen war. Auch alle wirklichen Weinliebhaber bleiben dem Naturkorken – einstweilen jedenfalls – treu. Dass man eine wertvolle Flasche, einen schätzenswerten Wein öffnet, das darf dann die 30 Cent ruhig kosten, die ein Naturkork im Preis ausmacht. Und, wie zahllose Amateure und Professionnels des Weins betonen, die „Flaschenausstattung“ spricht auch ihre Sprache, selbst wenn sie sich erst zu allerletzt zeigt, beim Öffnen des Korkens. Schließlich ist das erwartungsvolle Öffnen einer Weinflasche mit geschätztem Inhalt ein beliebtes Ritual, das nur mit einem Naturkorken in gewohnter Weise stilecht vollzogen werden kann.
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2 Kommentare
Ich persönlich habe ja nie verstanden, wieso es zu einem Kunststoffkorken kommen musste. Ich weigere mich nach wie vor einen Wein auch nur zu probieren, der durch einen Kunststoffkorken verschlossen ist. Ich bin der festen Überzeugung, dass hier der Geschmack auf jeden Fall beeinträchtigt wird und daher kommt das bei mir nicht auf den Tisch.
Hallo Manuela
Danke für deinen Beitrag. Ich persöhnlich finde auch, zu einemn Wein gehört einfach ein Naturkorken. Denn wie man immer wieder festellen kann, bei einigen hochwertigeren Weinen, Sektsorten sind Naturkorken verarbeitet. Leider hat bestimmt schon Jeder mal die Erfahrung machen müssen, dass ein Wein auch manchmal korkelt wie man so schön sagt. Also bei längerer Lagerung nach Kork schmeckt. Also mal ehrlich wer will schon Wein länger lagern?
LG