Die Kirschessigfliege kann sehr schnell die Weinernte eines ganzen Jahres bedrohen, denn ihre Bekämpfung ist schwierig. Giftstoffe gilt es nämlich beim Weinbau zu vermeiden.
Kirschessigfliege: Ihre Bekämpfung kann eine Gefahr für den Wein sein
Die Kirschessigfliege, lateinisch Drosophila suzukii, zeigte sich in einer besonders großen Häufigkeit erstmals 2014. Sie wurde als kurz vor der Weinlese auftretender Schädling identifiziert, der sich bevorzugt auf weichschaligem Obst wie Trauben, Beeren, Pflaumen, und Pfirsichen niederlässt. Der Befall der noch reifenden Früchte verläuft immer gleich: Die Kirschessigfliege legt ihre Eier direkt in den Früchten ab. Durch die schlüpfenden Maden wird das Fruchtfleisch von innen aufgefressen, so dass die gesamte Frucht innerhalb von zwei bis drei Tagen zusammenfällt.
Um diesen Befall und die Fortpflanzung der Kirschessigfliegen zu stoppen, wurden verschiedene Maßnahmen zur Bekämpfung ergriffen. Denn eines ist sicher: Die kleinen Tiere gelten aufgrund ihrer raschen Verbreitung als eindeutige Gefahr für die Wein- und Obsternte.
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Besondere Merkmale der Kirschessigfliege und ihre Bekämpfung
Die Kirschessigfliege gehört zur großen Gruppe der Tau-, Obst- oder Essigfliegen und hat eine entsprechend große Ähnlichkeit mit diesen – sei es durch die roten Augen, den honigfarbenen Körper, einem Flügelpaar und einer Größe von 2,5 bis 3,5 Millimetern. Die Kirschessigfliege unterscheidet sich von ihren Artgenossen der Essigfliegen, aber vor allem durch einen schwarzen Punkt auf den Flügeln der Männchen. Das Weibchen ist in der Regel größer als das Männchen und ist gekennzeichnet durch den Eilegeapparat am Hinterleib.
Besonders Merkmal der Schädlinge ist eine rapide Verbreitung, was bei bis zu 300 Eiern je Fliegenweibchen und zehn bis 13 Generationen pro Saison nicht verwunderlich ist. Der ursprüngliche Lebensraum der Kirschessigfliege liegt im gemäßigten Klima des südostasiatischen Raums und in Ländern wie Japan, China, Korea und Thailand.
Kirschessigfliege: Die Bekämpfung sollte vor der Weinlese einsetzen
Viele Winzer und Obstbauern zeigen sich besorgt: Die kleine Kirschessigfliege, ein Schädling mit asiatischer Herkunft, treibt seit einigen Jahren bevorzugt kurz vor der Weinernte ihr Unwesen und kann durch seine massive Verbreitung zu wirtschaftlichen Einbußen führen. Die kleinen Tiere befallen mit Vorliebe rotes Beerenobst – und damit auch Rotweintrauben. Sobald ein Schädling den Weinbau befallen hat, muss es sehr schnell gehen mit der Lese, damit das Schlimmste noch verhindert werden kann. Nur so können größere Schäden – wie der Verlust eines ganzen Weinbaugebiets sowie etlicher Pflanzen – vermieden werden.
Es gibt allerdings auch gute Nachrichten: Die Erfahrung hat gezeigt, dass sich die Kirschessigfliege bevorzugt in schattigen und kühleren Anbaugebieten niederlässt. Die freihängenden Trauben in sonnenreichen Gebieten sind hingegen weniger befallen. Diese Vorliebe der Kirschessigfliege lässt sich zur Bekämpfung einsetzen.
Von Beeren bis Trauben: Das Verbreitungsgebiet der Kirschessigfliege und ihre Bekämpfung
Dass sich die Kirschessigfliege bevorzugt auf rotem Beerenobst niederlässt, haben die vergangenen Jahre bereits bestätigt. Auch in Bezug auf die Bekämpfung gibt es unterschiedliche Ansätze. Inzwischen sind unterschiedliche Forschungsprogramme angelaufen, in denen biologische Schädlingsbekämpfungsmittel erforscht werden. Die Ergebnisse sind aber bislang noch nicht vollständig praxisreif.
Kirschessigfliege: Das gilt es bei der Bekämpfung zu vermeiden
Um die Kirschessigfliege zu bekämpfen, ist zunächst eine Bestandsaufnahme der Sachlage von Vorteil. Folgende Bedingungen sind besonders attraktiv für Kirschessigfliegen und fördern deren Eiablage:
- Rebsorten mit roten und rötlichen Beeren – zu den besonders befallenen Rebsorten in den vergangenen Jahren zählen unter anderem Dornfelder, Dunkelfelder, Roter Gutedel, Roter Müller-Thurgau, Roter Muskateller und Trollinger
- Feucht-warme Witterung mit hoher Luftfeuchtigkeit
- Früher Farbumschlag
- Schattige, feuchte, kühle und dichte Laubwand sowie dichter Traubenbehang und starkwüchsige Reben
- Hoher Unterwuchs
- Vorschädigungen durch Oidium, Vogel-, Mäuse- und Wespenfraß sowie Fäulnis durch entsprechende Witterung
- Nähe zu Wald, Hecken, Steinobst und Beeren
Vorbeugende Maßnahmen: So gelingt die Kirschessigfliege-Bekämpfung
Um die Kirschessigfliege erfolgreich bekämpfen zu können, sollte bestimmte Bedingungen berücksichtigt und bei der Pflege von Obstplantagen und ganzen Weinbaugebieten folgende Anforderungen erfüllt werden:
- Hohe Temperaturen sowie trockene und stark besonnte Areale werden von der Kirschessigfliege als weniger attraktiv empfunden. Ein heißer Sommer mit Temperaturen bis zu 30 Grad verhindert somit starken Befall auf natürlich Weise. Im Winter sollten die Temperaturen im besten Fall anhaltend mindestens 15 Grad betragen.
- Experten empfehlen zudem eine Entblätterung der einzelnen Trauben. Hier gilt die Devise: Je gefährdeter eine Sorte ist, desto freier sollten die Trauben gestellt werden.
- Die Kirschessigfliege wird durch Gärungsvorgänge angelockt. Daher sollten die Gegenmaßnahmen darauf ausgerichtet sein, frühe Traubenverletzungen zu vermeiden. Dazu gehören optimale Pflanzenschutz- und Pflegemaßnahmen gegen Pilze und tierische Erreger sowie gegen Beerenbeschädigungen.
- Bereits vor der Fruchtreife kann das Einnetzen von Kulturen zu einer Minderung des Befalls führen.
- Der Befall kann durch das Aufhängen von sogenannten Köderfallen ebenfalls reduziert werden. Dazu sollte ein Plastikbehälter mit naturtrüben Apfelessig und Wasser gefüllt und mit einem Schuss Rotwein sowie einem Spritzer Spülmittel vermischt werden. Im oberen Bereich des Behälters sollen mehrere Löcher ins Plastik gebohrt werden. Die einzelnen Fallen werden mit Draht oder Ähnlichem im Garten oder an den Weinstöcken angebracht.
- Die Kirschessigfliege lässt auch andere Arten der Bekämpfung zu, beispielsweise mit Hilfe von natürlichen Feinden, wie verschiedenen Wespenarten, die auch als Larvenstadien gekauft werden können und gute Dienste bei der Bekämpfung der Kirschessigfliege leisten können.
- Zu den natürlichen Feinden der Kirschessigfliege zählen Erz-, Brack-, Gall- und Zehrwespen, die gegen die Larven und Puppen vorgehen. Allerdings besteht der Einwand von Experten, dass diese natürlichen Feinde meist nur weniger als zehn Prozent der Schädlinge angreifen, ob sie daher zur Bekämpfung gut geeignet sind, ist fraglich.
Kirschessigfliege: Bekämpfung mit direkten Maßnahmen
Um einen Befall mit der Kirschessigfliege und damit auch ihre Bekämpfung zu verhindern, gibt es einige sofort Maßnahmen, die man ergreifen kann:
- Auf den Boden geschnittene, zuckerhaltige Trauben sind tunlichst aus dem Weinstock zu entfernen.
- Befallenes Obst darf keinesfalls auf dem Kompost entsorgt werden. Experten für Pflanzenschutz empfehlen eine Art thermische Vernichtung, so dass die Kirschessigfliegen keine Chance haben, an die aussortierten Früchte zu gelangen. Besser ist es die Beeren in durchsichtige Plastiktüten zu verpacken und in die Sonne zu legen. Durch die Vergärung und die Hitze sterben die Schädlinge ab.
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Die Kirschessigfliege und ihre Bekämpfung: Eine mögliche Alternative
Vorweg gesagt: Werden keine Eier der Kirschessigfliege gefunden, ist eine Bekämpfung sinnlos. Auch Fäulnis alleine ist kein eindeutiger Hinweis auf Befall mit der Kirschessigfliege, da viele andere Ursachen ebenfalls eine Verwesung der Früchte auslösen können. Werden allerdings Eier der Kirschessigfliege gefunden, können entsprechende Maßnahmen – wie der Einsatz von speziellen Insektiziden – ergriffen werden. Die Verwendung von ausgewiesenen Präparaten bei der Bekämpfung der Kirschessigfliege hat sich in der Vergangenheit jedoch als eher problematisch herausgestellt.
Und das aus folgenden Gründen:
- Aufgrund des schnellen Generationszyklus und der hohen Vermehrungsrate können sich schnell Resistenzen bilden. Und damit werden die Insektizide sehr schnell unwirksam.
- Aufgrund der Einwanderung von neuen Kirschessigfliegen ist kaum eine Eindämmung des Befalls möglich.
- Als mögliche chemische Spritzmittel sind aktuell mit Spin Tor und Piretro nur zwei Mittel zugelassen, die aber beide als bienengefährlich (sogenannte B1-Mittel) eingestuft werden. Der Einsatz ist nur für spezielle Notfallsituationen zugelassen. Nach der Bienenschutzverordnung dürfen diese Mittel ausschließlich morgens und abends und weder auf blühende Pflanzen noch auf von Bienen angeflogene nicht-blühende Pflanzen genutzt werden. Der befallene Untergrund sollte außerdem gemulcht werden. Die Anwendung muss regelmäßig wiederholt werden, sobald bei Kontrollen erneute Eiablage festgestellt wird und die Wirkdauer abgelaufen ist. Die Wirkdauer der meisten Präparate beträgt nur circa eine Woche.
Kirschessigfliege: Weiterführende Überlegungen zur Bekämpfung
Bei den weiteren Überlegungen hinsichtlich der Kirschessigfliege und ihrer Bekämpfung zeigen sich folgende Erkenntnisse:
- Stichwort Habitatmanagement: Die Fliegen sollen vor dem Einflug in die Ertragsanlage durch eine sogenannte Ablenkungsfrucht aufgehalten werden.
- Stichwort Paarungsstörung: Durch akustische Signale und geruchliche Orientierung soll der Paarungsvorgang unterbrochen werden.
- Als langfristige und nachhaltige Bekämpfung der Kirschessigfliege werden die großen Unterschiede in der Anfälligkeit der Obstsorten beurteilt. Um diese besser beurteilen zu können, müssen standardisierte Screeningverfahren entwickelt werden, die Aufschluss über die Faktoren für die Anfälligkeit der Sorten geben.
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