Man muss nicht unbedingt zum europäischen Adel gehören um diesen Wein zu mögen und interessant zu finden; es ist auch nur eine Legende, dass König Heinrich IV. (1553-1610) einige Tropfen dieses Weins eingegeben wurden, um ihn zu kräftigen. Andere Quellen sprechen davon, dass er mit dem typischen Geschmack des Landes zur Welt kommen sollte: die Rede ist vom Jurancon.
Der protestantische König von Navarra erbte den französischen Thron, unter der Voraussetzung, dass er sich zum Katholizismus bekehrte und begründete damit die bourbonische Linie. Mit dem berühmten Edikt zu Nantes gelang es ihm, den Religionskrieg in Frankreich für einige Jahre zu unterbrechen.
Dass das Weingebiet Jurancon außerhalb von Frankreich weniger bekannt ist, hat seinen Grund in der geringen Größe und Abgeschiedenheit der Region. In der Hauptstadt des Bearn, Hauptstadt Pau, Departement Pyrenees-Atlantiques, befindet sich die Gemeinde Jurancon, die dem kleinen Weingebiet den Namen gab. Von den rund 4000 ha bestockter Rebfläche des Gebietes entfallen nur ca. 1000 ha auf die eigentliche Appellation Jurancon.
Der berühmte und traditionsreiche Wein geriet selbst in Frankreich – nach der Reblaus-Katastrophe – etwas außer Mode, bis es seit den 1980-er Jahren zu einer Wiederbelebung des Interesses kam. Getragen wurde dieses Interesse von Menschen die Massenproduktionen abhold waren, und eine gute Qualität zu vernünftigen Preisen wünschten. Tatsächlich befinden sich auf den Hügeln der Pyrenäen-Ausläufer nur kleine Felder, die den Einsatz von Großtechnik unrentabel machen. Den meisten Parzellen ist die ökologische Anbauweise durch eine geschlossene Grasnarbe bereits anzusehen.
Auch die Rebsorten des Jurancon sind geeignet, besonderes Interesse wachzurufen, denn das Gebiet kommt ohne die in Massen erzeugten, allgegenwärtigen Merlot und Cabernet aus. Die Rebsorten des Jurancon heißen Petit Manseng, Gros Manseng, Courbu, Camaralet de Lasseube und Lauzet. Die interessanteste Rebe im Sortiment scheint die Petit Manseng zu sein, die sich durch ihre kleinen Beeren auszeichnet, und damit viel Aroma in den Wein bringt.
Der Jurancon, der nach dem KRÜGER WEINLEXIKON als „Perle des Bearn“ gilt, ist traditionelle ein süßer Weißwein, der sehr spät gelesen wird und oft Botrytis-Töne aufweist. Die oft bis in den Dezember hinein und oft nach Frösten gelesen Trauben sind natürlich durch Eintrocknung zuckersüß und die Traubenausbeute in naturgemäß gering. Die Bezeichnung „vendange tardive“ (Spätlese) ist gelegentlich zu finden. Der für den Jurancon zugelassene Höchstertrag beträgt 28 hl pro Hektar. In aller Regel werden nicht mehr als 15 hl pro Hektar geerntet.
Geradezu entzückt ist die Britin Jancis Robinson vom Jurancon und der Petit Manseng, vor allem über den „Moelleux“, den weichen, vollmundigen Weißwein, den sie für unterbewertet hält. Drei Sterne hat auch Hugh Johnson vergeben, der verschiedene Jahrgange für besonders preisgünstig hält.
Aufgrund der kühlen Winde des nahen Gebirges und des Meeres, wird auch ein tüchtiges Säure-Gerüst aufgebaut. Bei dem häufig Ton- und eisenhaltigen Boden tritt ein spürbares, aber angenehmes Terrior zu Tage, das den Jurancon überaus attraktiv macht.
Pavillon Royal 2012 bei Jacques-Weindepot für königliche 10,25 Euro
Eine Probengelegenheit beim „Pavillon Royal 2012“ brachte einen bernsteingelben Wein zum Vorschein, der sich durch einen hocharomatischen Duft mit Nuancen von Zimt und Nelken auszeichnete. Mit einer Textur vergleichbar einem Seidenbrokat, üppig und likörartig, mit Zimt- und Pfirsichgeschmack, einer perfekten Süße-Säure-Bilanz, war der „Pavillon Royal“ ein wahrhaft königlicher Tropfen. Bei seinen leichten 12 Volumenprozent ist auch ein zweites Gläschen noch drin. Das Jacques-Weindepot bietet den von Herve Lapebie in den 5000 Einwohner zählenden Städtchen Gan erzeugten Jurancon für 10,25 € an.
Nicht verschwiegen werden soll, dass Jurancon auch über eine trockene Weißweinvariante verfügt. Die trockene Version, ebenfalls aus dem traditionellen Rebsorten-Sortiment stammend, erfreut mit ihrem saftigen und fruchtbetonten Wein. Zarte Ananas- und Melonendüfte begleiten das Bukett. Der trockene Jurancon „Grain Sauvage“ (wilde Beere) ist nicht zu vergleichen mit allen anderen Weißweinarten und er bietet eine schöne Alternative zu den prominenten Hauptrebsorten, wie überhaupt die Variation bzw. die Abwechslung eine Hauptsache beim Weingenuß bildet; denn wer man immer den gleichen Wein trinken?
Grain Sauvage, 2013 von Jacques Weindepot
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Der „Grain Sauvage, 2013“ mit 12,5 % Volumenalkohol, bietet mit 5,95 € bei Jacques Weindepot eine günstige Gelegenheit, einmal etwas anderes auf den Tisch des Hauses zu bringen. Apropos Tisch: der trockene Wein eignet sich als Begleiter zur Muscheln, Krustentieren, gegrilltem Fisch oder Bratfisch. Der süße Jurancon passt als Aperitiv, geräuchertem Lachs, Roquefort-Käse und anderen Käsesorten den Pyrenäen.
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