Teure Weine: Investition oder Genuss?

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Nicht nur Weinkenner wissen, dass bestimmte Jahrgänge aus speziellen Lagen häufig und zum Teil exorbitant hohe Preise erzielen können. Wer schon einmal bei Le Clos die Balthazar-Flasche Château Margaux 2009 für über 140.000 Euro gesehen hat, der verspürt möglicherweise das Gefühl, auch in diesem Business mittun zu müssen. Und da fragt sich mancher Weinkenner und Weinliebhaber irgendwann mit Sicherheit, ob sich nicht ein guter Wein als Investition eignet. Die Antwort ist: ja man kann. Aber nur unter gewissen Voraussetzungen. Bitte beachten Sie die beiden Checklisten für die Investition in teuren Wein am Ende meines Artikels.

Welche Weine eignen sich als Investition?

Grundsätzlich kann man sagen, dass die Weine aus den großen Weingütern, wie zum Beispiel Bordeaux, ein gewisses Potential als Geldanlage haben. Allerdings ist hier einiges beachten. So ist nicht jeder Jahrgang, auch von exponierten Spitzenlagen, zur Vermehrung des Kapitaleinsatzes geeignet. Es spielen noch andere Faktoren in die Bewertung hinein. Beispielsweise die Aussagen von renommierten Weinjournalisten, wie Robert Parker oder anerkannten Weinspezialisten, wie dem Schweizer René Gabriel. Und bitte bedenken Sie: nicht jeder Wein ist ein Château Margaux. Bringt der teure Wein keinen Namen mit, müssen andere für ihn sprechen.

Robert Parker bewertet teure Weine mit einer Maximal-Punktzahl von 100 Punkten. Kauft man Weine als Kapitalanlage mit weniger als 95 Parker-Punkten, kann man später Probleme bekommen, diese auf dem Markt wieder zu verkaufen. Doch auch wenn Mr. Parker Weine sehr hoch bewertet, sollte man immer die Auskunft anderer Spezialisten einholen. So kann man zum Beispiel einen guten Weinhändler fragen und sollte auch das eigene Urteilsvermögen schulen. Dazu zählen unter anderem die regelmäßige Lektüre von Fachliteratur und die Verkostungen auf einem Weingut, wo man preiswerte mit teuren Weinen vergleichen kann. Anfängern sei hier geraten, sich zu Beginn auf eine Anbauregion oder Rebsorte zu beschränken.

Welche Rolle spielt die Herkunft des Weins in Bezug auf den Preis?

Auch die großen und bekannten Güter bringen vielleicht einmal in zehn Jahren Weine von Spitzenqualität mit einem hohen Entwicklungspotential hervor. Ebenso kann es passieren, dass selbst große und teure Weine aus guten Jahrgängen und besten Lagen in Bordeaux, wie zum Beispiel den Chateaus Lafite Rothschild oder Chateau Latour, vergleichsweise niedrige Resultate beim Wiederverkauf erzielen, wenn diese aus Privathand kommen. Der Grund liegt darin, dass man bei einem Privatverkäufer nie genau weiß, ob der Wein unter optimalen Bedingungen gelagert wurde. Damit ist gemeint, dass die Flaschen liegend, bei einer Luftfeuchtigkeit von 70 Prozent und einer Temperatur zwischen acht und 17 Grad aufbewahrt wurden. Es reicht schon, wenn der Verdacht aufkommt, dass die Lagerung des Weins nicht in optimaler Weise erfolgt ist.

Selbst institutionelle Anleger, welche Weinfonds vertreiben, mussten diese bittere Erfahrung schon machen. So geschehen bei Wealth Cap, die in rote Bordeaux Weine investiert hatten. Statt der erwarteten Rendite von 50 Prozent, erhielten die Anleger nun bei der Auflösung des Fonds gerade mal ihren Einsatz und einen kleinen Extra-Obulus ausgezahlt.

Natürlich gibt es in diesem Geschäft auch die Zocker und Glücksritter. Diese kaufen jungen Wein, sobald der erhältlich ist und veräußern diesen einige Jahre später mit einem Gewinn von wenigen hundert Euro pro Flasche. Eine lukrative Geldanlage sieht anders aus.

Teurer Wein doch eher Genuss als Investition?

Die Lösung liegt, wie bei vielen Dingen im Leben, auf dem goldenen Mittelweg. Gut beraten ist man, wenn man teure Weine kauft, die man selber gern trinkt. Sollte der erwartete Gewinn ausbleiben, so hat man immer noch einen guten Tropfen für besondere Anlässe im Keller des Hauses. Ebenso sollte man beachten, Weine, die als Kapitalanlage fungieren sollen, möglichst zeitig zu kaufen. Sollten sich diese als gute Investition erweisen, so hat man eben Glück gehabt. Allerdings ist auch zu beachten, dass selbst Spitzenweine der absoluten Oberklasse einen Maximalgewinn von 15 bis 17 Prozent bringen. Doch wie gesagt, dies sind Ausnahmen. Wer sich auf ähnlich riskante Geschäfte auf dem Aktienmarkt einlässt, ist in jedem Fall besser bedient. Ein weiterer Hinderungsgrund ist, dass private Anleger nicht an die benötigten Mengen großer Weine herankommen. Schon aus diesem Grund ist Wein als Geldanlage für Privatanleger nur sehr begrenzt geeignet.

Checkliste Wertsicherheit

Darauf sollten Sie bei der Investition in Wein achten

Wenn Sie in Wein investieren möchten, beachten Sie bitte diese wichtigen Punkte.

  1. Nur ein gut funktionierender Zweitmarkt für den von Ihnen erworbenen Wein ermöglicht Ihnen den problemlosen Verkauf zum Einfahren Ihrer Gewinne. Ein solcher Zweitmarkt für Weine (vor allem Rotweine) besteht vor allem für edle Bordeaux-Weine wie diese hier:
    • Margaux,
    • Latour,
    • Lafite-Rothschild,
    • Mouton-Rothschild,
    • Haut-Brion.
  2. Investieren Sie bevorzugt in junge Weine, deren Anschaffungspreis nicht unter 75 und nicht über 300 Euro liegt.
  3. Ein wichtiges Qualitätsmerkmal ist eine Auszeichnung durch Robert Parker, den bekannten Weinpapst. garantiert Qualität. Investieren Sie nur ab einer Bewertung von 80 Punkte in herausragende Rotweine und Weißweine, besser darüber.
  4. Achten Sie vor allem auch auf den Werterhalt. Was nützt Ihnen der günstige Erwerb eines Weines, dessen Marktwert wie erwartet steigt, der jedoch in Ihrem Weinkeller massiv an Qualität eingebüßt hat?
  5. Achten Sie auf die Wertentwicklung von Weinen beim Abverkauf in Asien. Der asiatische Markt für Luxusartikel ist letztlich auch für hochwertige europäische Weine preisbestimmend. Fallen die Preise in Asien über einen längeren Zeitraum, so wird dies definitiv den Preis auch im Rest der Welt beeinflussen
  6. Investieren Sie nicht Ihr gesamtes Kapital in teure Weine. Betrachten Sie das Investment in Wein als emotional angenehmst besetzte Beimischung.
  7. Werden Sie Ihre Schätze im Weinkeller liegen lassen können? Wie gehen Sie mit der Versuchung um, den edlen Tropfen probieren zu wollen? Schon Karl Marx bemerkte völlig zu recht: „Kapital entsteht durch Konsumverzicht!“.

Checkliste Werterhalt

Darauf sollten Sie bei der Lagerung von Weißweinen und Rotweinen unbedingt achten

Die richtige Weinlagerung erst sichert den Erhalt des Wertes Ihrer Anlageobjekte.

  • Lagerung in Dunkelheit
  • Lagerung bei einer konstanten Luftfeuchtigkeit
  • Lagerung bei cirka zehn Grad Raumtemperatur

Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, die Originalholzkisten Ihres Winzers für eine Lagerung zu benutzen?

Wie Sie sicher bemerkt haben, will der Wein gepflegt und gut behandelt werden. Anders als ein Investment in Wertpapiere sollte man also schon viel Liebe und etwas Zeit für dieses Investment mitbringen. Erst die Zeit, die Sie investieren macht letztlich erst den Wertzuwachs Ihrer Weine möglich. Sollte Ihre Gedanken zu einem Weininvestment also vorrangig von Ihrer Genussliebe getrieben sein, dann sollten Sie eher ein Investment in Wertpapiere vorziehen. So haben Sie auch weiterhin Zeit und Muße, vorzügliche Weine zu genießen.

Die Welt wäre zu einfach gestrickt, gäbe es da nicht noch eine Ausnahme. Diese gibt es nämlich tatsächlich. Eine langfristige Investition in Weinfonds ist eine Hybridlösung für den Weinfreund und Investor. Der Weinfonds übernimmt alle zeitintensiven und stark kompetenzbasierten Aufgaben: Einkauf der Weine, Verkauf der Weine mit angemessenem Wertzuwachs und natürlich auch die sachgemäße Lagerung der Schätze im Weinkeller. Nachteil: das Besitzerlebnis beim Durchwandern des eigenen Weinkellers fehlt hier völlig und das Angebot an Weinfonds in Deutschland ist derzeit noch recht überschaubar. Aber vielleicht ändert sich das ja, wenn mehr investitionsbereite Weinliebhaber nachfragen.

Checkliste: welche Weinfonds gibt es?

  1. Millennium Weinfonds
    Fondsgesellschaft: Guter Geschmack GmbH
    Ausrichtung: Edle Weine aus den Jahrgängen 1999, 2000 und 2001
    Rendite: Aktuell 14 Prozent, Verkauf am Ende der Laufzeit mit Hilfe der Fondsgesellschaft oder Einlagerung im eigenen Weinkeller.
  2. Enoteca Classica, Enoteca Futura
    Fondsgesellschaft: ValVeri Invest, Präsident: Giorgio Karhausen
    Ausrichtung: italienische Rotweine und Weissweine mit Zukunftspotenzial bzw. unterbewertete Spitzengewächse aus Piemont, Toskana oder Venetien.
    Rendite: 7-10 Prozent
  3. Rare-Wine-Pool II
    Person: Weinhändler Jan-Erik Paulson
    Ausrichtung: Investition in Weine mit Trinkreife. Als Grund hierfür gibt Jan-Erik Paulson an, dass deren Wertentwicklung besser vorhergesagt werden könne. Schwerpunkt sind Rotweine aus dem Bordeaux.
    Rendite: 12,5 Prozent – bei günstigem Verlauf
  4. Vinum-Fonds
    Fondsgesellschaft: Blue Capital, Tochter der HypoVereinsbank
    Ausrichtung: Ausschließlich Weine mit Spitzenbewertungen aus dem Bordelais. Grund: hohe Wertschätzung dieser Weiss- und Rotweine.
    Rendite: keine Angaben, jedoch Auslieferung der Weine nach fünf Jahren an die Gesellschafter

Anmerkung:
Die Angaben beruhen auf Informationen der Fondgesellschaften. Bitte prüfen Sie selbst die Verkaufsprospekte. Dieser Artikel stellt keinerlei Kaufempfehlung dar. Und denken Sie bitte stets daran, dass auch ein Weinexperte sich irren kann und ein Ertrag in der Vergangenheit keine Garantie für eine Ertrag ind er Zukunft darstellt.


Bildnachweis: ©Shutterstock – Titelbild: Ollyy

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