Die Weinlese 2014: „Nichts für schwache Nerven“, dieses Resümee zieht der kritische Weinfreund aus dem bisherigen Verlauf der diesjährigen Weinlese. Fotos von nach Hagelschlag angefaulten Beeren, die Zunahme der Kirschessigfliege, die Regenperiode im so sehr herbeigesehnten Erntemonat Oktober, das schaffte Schlagzeilen, die der kritische Beobachter bei aller Kryptographie zu lesen versteht: „kein überragender Sommer“, „nicht zufrieden“, „gesundes Lesegut“, „Qualität zufriedenstellend“, „Qualität leicht überdurchschnittlich“. Und das alles von der Mosel bis zum Kaiserstuhl – ja gerade in Baden und Württemberg hatte der Regensturm so richtig gewütet. Ein Trost, dass die Lese wenigstens bei den Landwirtschaftsministern einigermaßen zufriedenstellend ausgefallen war.
Der außerordentlich frühe Beginn der Rebblüte und damit der Vegetationsperiode, hatte zu hochfliegenden Hoffnungen verführt, die freilich schon damals gestandene Winzer eher skeptisch beurteilten, weil sie aus Erfahrung wissen: erst wenn die letzten Trauben geerntet sind, weiß man woran man ist.
Zwar waren schon Mitte August die ersten Trauben gelesen worden, aber bei den im Frühstadium ernteten Trauben war klar, dass es sich noch keineswegs um die Qualitätsspitzen handeln würde. Im Internet fanden sich Hinweise auf mögliche oder angezeigte Entsäuerungsmaßnahmen. Aufgrund der Wetterverschlechterung hörte man zudem auch anhaltend Klagen der Winzer zu einer zu geringen Ernteausbeute. Die geliebte Gleichung – viel und guter Wein – wollte also in diesem Herbst nicht aufgehen.
Dementsprechend sind also sind tatsächlich gute Nerven gefragt. Bei allen Zweifeln aber, besteht doch kein Anlass, etwa zu verzweifeln. Es ist eine Erfahrungstatsache, die Winzer wissen das und auch die Önologen freut es, dass es keine „nur schlechten“ Jahrgänge gibt. Dieser Umstand ist empirisch belegt, weil ja – potentiell – jeder Weine aus „mäßigen“ Jahren genießen konnte, die zum Teil hervorragend waren. Zum einen gilt, dass die Wetterunbilden ungenau zuschlagen. Irgendwo prasselt Regen und Sturm nicht gleichermaßen heftig auf die Weinberge, es gibt Lagen die völlig verschont bleiben. Und ein Sonnenmangel kann sich auf irgendwelchen wenig begünstigten Lagen auswirken, aber es gibt auch bevorzugte Lagen, bei denen selbst in schwachen Jahren hervorragende Weine wachsen.
Der kleine Johnson und Der Feinschmecker wissen es bereits
So äußersten sich die Autoren des Weinführers „Der kleine Johnson“ z.B. über den völlig verregneten Jahrgang 2010: „Hauptmerkmal der Weine ist der hohe Säuregehalt; einige sehr gute Spät- und Auslesen.“ Bemerkenswert auch die Stellungnahme des „Der Feinschmecker“, der in seinem „Guide 2014“ schreibt: „Etliche Betriebe schickten uns aber auch ältere, gereifte Jahrgänge, die wir gern nachprobierten – teilweise mit überraschend guten Ergebnissen, etwa bei den 2010er Rotweinen.“.
Wir brauchen es den Winzern nicht zu sagen, sie wissen aus eigener Anschauung und Eigeninteresse, welche Weine wann zu selektieren sind, und wir dürfen in diesem schwierigen Jahr 2014 auf durchaus hervorragende Tropfen rechnen.
Allerdings werden die deutschen Weine teilweise etwas teurer werden, das kann man auch ohne über eine prophetische Begabung zu verfügen, jetzt schon mit einiger Sicherheit sagen. Zum Glück sind nicht alle deutschen Weingebiete von Minderernten betroffen. Aber wo dies der Fall ist, müssen die Winzer um den Preis des Überlebens Kompensation schaffen. Was vielleicht als Beruhigungspille gemeint ist, muss bei einigen Herrschaften allerdings als herbe Kritik vermeldet werden. Hektarerträge von 130 Hektolitern, wie von der Mosel gemeldet, taugen nicht für anspruchsvolle Gewächse. Da ist das „Menge-Güte-Gesetz“ vor. Es handelt sich dabei aber vermutlich um Einzelfälle.
Schlussendlich ist die Lese 2014 auch noch keineswegs gehalten. Noch immer hängen Trauben im Stock, und man darf noch guter Hoffnung sein, dass der eine und andere Tropfen ersprießlich in die Kelter gelangt. Weinfreunde sollten also Nervenstärke zeigen, und den Jahrgang 2014 keineswegs als verloren ansehen.
Gastgeber der diesmaligen Weinrallye #80 / 2014 ist „Hauptsache Wein!“. Die Weinrallye hat auf edelste-weine.de schon eine wenn auch kurze so doch vorhandene Tradition. Hier geht es zum letzten Beitrag von uns zur Weinrallye. Lieben Dank fürs Reinschauen und Mitlesen. Und auch für eure Mails mit euren guten Tipps und Anmerkungen. Bin angenehm überrascht, wieviel aufmerksame Leser wir haben, die sich in unserer schnelllebigen Zeit die Muße für eine nette Mail nehmen. Danke! … und auf bald mal wieder.
Hektarhöchsterträge
Als kleinen Nachtrag für den interessierten Leser hier auch mal im internationalen Vergleich die Übersicht über Hektar-Höchsterträge in verschiedenen Ländern. Das setzt die 130 Hektoliter an der Mosel auch wieder ins rechte Licht.
Frankreich | |
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Pauillac Margaux/St- Julien/ St-Estèphe | 45 hl |
St-Emilion | 45 hl |
St-Emilion Grand Cru | 45 hl |
Pomerol | 40 hl |
Pommard 1er Cru | 40 hl |
Côtes du Rhône | 50 hl |
Elsaß | 80 hl |
Italien | |
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Chianti | 65 hl |
Chianti Classico | 55 hl |
Brunello di Montalcino | 55 hl |
Collio (Friaul) | 80 hl |
Deutschland | |
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Mosel | 120 hl |
Rheingau | 105 hl |
Schweiz | |
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Wallis | 85 hl |
Genf | 95 hl |
Das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau legt fest
Das rheinland-pfälzische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau hat im Jahr 2009 entschieden, die Hektarhöchsterträge für Qualitätswein b. A. und Prädikatswein auf 105 hl/ha, die Hektarhöchsterträge für Landwein auf 125 hl/ha, für Wein mit Rebsortenangabe und Jahrgang sogar auf 125 hl/ha festzulegen. Für Wein ohne Rebsorte und Jahrgang wurde der Hektarhöchstertrag auf 150 hl/ha und für Grundwein auf 200 hl/ha festgelegt. Die letztere Qualität entspricht dem bisherigen Verarbeitungswein.
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